Maria Stuart
Schauspiel von Friedrich Schiller
England, 1587. Elisabeth I., die jungfräuliche Königin, sitzt auf dem englischen Thron. Von ihren Untertanen als Gloriana verehrt, vom Papst als Bastardtochter Heinrichs des VIII., als unrechtmäßige, protestantische Herrscherin geschmäht, liegt sie in ständigem Kampf mit der römischen Kirche und den katholischen Königen des europäischen Festlandes.
Elisabeth soll heiraten, am besten einen katholischen Herrscher, sie soll eine Verbindung eingehen, die den Frieden mit den Mächten Europas sichert und England einen Thronfolger beschert.
Aber alle Bewerber schmettert sie ab, Elisabeth fürchtet den Machtverlust durch einen Mann an ihrer Seite. Die letzte Freiheit, die ihr als Herrscherin geblieben ist, möchte sie um keinen Preis der Welt aufgeben.
Auch im Inneren des Landes lauert eine Bedrohung:
Maria Stuart, Königin von Schottland, wegen der Ermordung ihres Ehemannes von ihren eigenen Landsleuten des Throns enthoben und aus dem Land gejagt, flieht nach England, um Unterstützung von ihrer Verwandten Elisabeth einzufordern.
Das Blut der Tudors, daß die beiden vereint, birgt auch ihren Konflikt:
als direkte Verwandte Heinrichs VII., Elisabeths Großvater, hat auch die katholische Maria Anspruch auf den englischen Thron - und aus Sicht der römischen Kirche den einzig gültigen - da nach katholischem Recht Elisabeths Eltern nie verheiratet waren.
Maria, nicht bereit auf ihre Thronansprüche zu verzichten, hat in der Vergangenheit mehrfach versucht, die englische Krone an sich zu reißen und wird von Elisabeth festgesetzt, kaum daß sie ihre Füße auf Englands Boden setzt.
Die katholische Liga und die Fürsten Euopas versuchen alles, um Maria zu befreien – Attentate auf Elisabeths Leben greifen jedoch wie durch ein Wunder immer wieder ins Leere.
Der Kronrat fordert Marias Kopf, will sie als Verschwörerin hinrichten lassen, man fürchtet einen Glaubenskrieg im eigenen Land, wenn man sie am Leben läßt.
Doch Elisabeth zögert das Urteil immer wieder hinaus. Maria ist blutsverwandt und ein gekröntes Haupt und ist sie als solches nicht ebenso gottgesandt wie Elisabeth selbst? Wie kann man mit einer solchen Schuld weiterleben?
Wie soll sie sich entscheiden? Frieden für das Land oder für die eigene Seele?
Fast 20 Jahre lang kann die Königin - hin und her gerissen zwischen Staatsraison und persönlichem Gewissen - die Bluttat hinauszögern, doch es folgen weitere Verschwörungen und Attentate und letztendlich gelingt es dem Parlament, Maria zu verurteilen.
An diesem Punkt der Historie setzt Schillers Stück ein. Maria wartet in ihrem Gefängnis auf ihre Hinrichtung und hat nur einen letzten Wunsch: sie möchte Elisabeth Auge in Auge begegnen, um sie von ihrer Unschuld zu überzeugen.
Schiller würzt die ohnehin brisante Situation mit einem persönlichen Drama:
Elisabeths Jugendliebe und engster Vertrauter, Lord Robert Dudley, war einst mit Maria Stuart verlobt.
Nachdem Dudley jahrelang darauf hoffte, an Elisabeths Seite den Thron zu besteigen, schwinden seine Hoffnungen zusehends, jemals Elisabeths Mann zu werden.
Doch Maria hat Dudley nicht vergessen. Sie läßt ihm eine Nachricht zukommen, in der sie ihn auffordert, sie zu befreien und verspricht ihm zur Belohnung ihre Hand.
Dudley macht daraufhin gemeinsame Sache mit den katholischen Verschwörern, die Maria befreien und auf den Thron setzen wollen, und versucht mit allen Mitteln Marias Begnadigung zu erreichen.
Von diesem Verrat zutiefst gedemütigt und verletzt trifft Elisabeth eine folgenschwere Entscheidung.
Schiller zeichnet hier das Portrait zweier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: auf der einen Seite Maria Stuart – eine Schönheit ihrer Zeit, von den Männern umschwärmt und begehrt, aber oftmals schlecht beraten - läßt sich ungestüm und leidenschaftlich von ihren Gefühlen leiten und bezahlt dafür einen hohen Preis.
Dagegen Elisabeth: kühl, überlegt und unantastbar, als Herrscherin vom Volk verehrt,
von der restlichen Welt gefürchtet und gehaßt, führt sie ein einsames Leben im Schatten ihres Thrones und muß sich schon in frühester Jugend dem Willen ihres Volkes unterwerfen.
Mit Spannung erwartet der Zuschauer, was kommen muss: die Begegnung dieser unterschiedlichen Frauen, das Aufeinanderprallen dieser beiden Kräfte und man ahnt:
in diesem Kampf um Stolz und Macht wird es keine Gewinnerin geben…
Premiere: 14. September 2013
Besetzung:
Maria Stuart, Königin von Schottland | Nadine Fleckinger |
Elisabeth, Königin von England | Sandra Klein / Linda Walgenbach |
Lord Dudley, Elisabeths Liebhaber | Gerhard Wagner |
Lord Cecil, Elisabeths Großschatzmeister | Jochen Sauer |
Lord Talbot, Elisabeths Berater | Nicolas Schneider |
Paulet, Marias Kerkermeister | Karlo Streiber |
Mortimer, Paulets Neffe | Thorsten Stopp |
Hanna, Marias Vertraute | Christine Mehlhorn |
Davison, Elisabeths Sekretär | Michael Ensminger |
Melvil, Marias Haushofmeister | Nicolas Schneider |
Graf Aubespine, franz. Gesandter | Michael Ensminger |
Okelly, Mortimers Freund | Matthias Dietzen |
Technik | Jan Meier & Matthias Dietzen |
Inszenierung | Sandra Klein |